Zwei der Gründungsmitglieder von vor 70 Jahren leben noch. Eigentlich gäbe es Bücher mit Erinnerungen zu füllen. Jedoch können wir Ihnen aus Platzgründen nur einen kleinen Ausschnitt anbieten.
Heiner Hezinger – Ein Leben voller Musik
Wie bist du zur Musik gekommen?
Mein Vater hatte schon eine diatonische Handharmonika und damit zu Hause gespielt. Als Bub bin ich dabei gewesen und durfte mitspielen, wenn Ferde (Ferdinand Maier), Hans (Hintenach) und der Otto (Ziegler) bei Veranstaltungen gespielt haben. Der Pfarrer Wacker wollte mich deswegen sogar nicht konfirmieren. Meinen ersten Unterricht hatte ich im „Lamm“ beim Otto Ziegler; später bei Fräulein Dillenz, der ersten Dirigentin vom Club und danach bei Heinz Kolasa dem zweiten Dirigenten des HHC.
Wie war das damals vor 70 Jahren?
1951, bei der Gründungsversammlung als „Handharmonika-Club Baltmannsweiler“ (die Umbenennung in „Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler e.V.“ erfolgte 1967, adR) im „Grüner Baum“, bin ich noch so gerade um den Posten des „Vereinsdieners“ herum gekommen. Damals war Walter Kratzmaier Bürgermeister. Von Anfang an war er sehr am Verein interessiert und auch Mitglied. Später wurde er sogar Bezirksvorsitzender des DHV (Deutscher Harmonika Verband e.V., adR ). Geprobt wurde von 20 bis 22 Uhr in der „Rose“. Jeder hat in der Probe DM 1,- als Dirigentenhonorar gezahlt. Ich durfte zuerst den Bass auf meinem diatonischen Instrument spielen. Später habe ich dann in die zweiten Stimme gewechslt. Mit Sigmund (Neef) am Klavier hatte ich im Duo viele Veranstaltungen gespielt. Dabei habe ich den Sigmund überredet, dass er den ersten chromatischen Bass im Club spielt. Er blieb dann bis 2016, seinem 81sten Lebensjahr, im Orchester aktiv.
Welche musikalischen Erinnerungen gibt es aus der frühen Zeit?
Beim allerersten Wertungsspiel in Ebersbach sind wir als erste bei der Siegerehrung aufgerufen worden und dachten wir hätten den ersten Platz erreicht. Leider war es aber der 7. und letzte Platz in der Unterstufe. Zu Auftritten bei Gartenfesten der Harmonika Vereine in Waiblingen-Korb, Plochingen, Deizisau, Stetten und Esslingen ist man mit dem Fahrrad gefahren. Und überall gab es Festumzüge wo man mitmarschiert ist. Das geht mit den heutigen Akkordeons die über 10kg wiegen nicht mehr.
Wie kam es zum Wechsel von Akkordeon zu Schlagzeug?
Schlagzeug hat mich schon immer gereizt. Wenn beim Club Schlagzeug gebraucht wurde, haben Ferde oder ich uns einfach dran gesetzt. Ich habe dann in Esslingen bei Herrn Gordalla und beim Ferrie Tagscherer Unterricht genommen, und mir dann ein eigenes Schlagzeug zugelegt.
Gibt es ein Leben ohne Musik?
Ich habe immer Musik gemacht. Zuerst mit meiner diatonischen Handharmonika. Unsere Band haben wir „Schurwald Echo“genannt und daraus entstanden “Die Rondos“. Von da an war ich nur noch am Schlagzeug und habe auch ab und zu bei den „Unisonos“ ausgeholfen. Ende der fünfziger Jahre wechselte ich nach Stetten zur “Oswald Zillmann Band“. Dort haben wir dann ein 5-Jahres Engagement bekommen und jedes Wochenende in den amerikanischen Kasernen gespielt: von Nellingen bis Schwäbisch Hall, in Crailsheim, Heilbronn, Kornwestheim, Ludwigsburg und Schwäbisch Gmünd, einfach überall. Das war Spitze! Leider musste ich deswegen beim Club pausieren. Danach wechselte ich zum Trio „Rhythmics“ nach Stuttgart. Bei denen habe ich ca. 30 Jahre lang am Schlagzeug gesessen. Zum Gedenkkonzert für unseren zweiten Dirigenten Heinz Kolasa habe ich wieder beim Club angefangen. 2004 wollte ich aufhören, als wir in Innsbruck mit „CHARATHOMBA“, einer Komposition von unserem Dirigenten Thomas Bauer, so abgewertet wurden. Zum Glück habe ich weiter gemacht.
Was sind Deine musikalischen Höhepunkte und Vorlieben beim AOB?
Früher habe ich am liebsten Rossini Ouvertüren gespielt. Die sind anspruchsvoll, schmissig, genau mein Geschmack. Heinz Kolasa hat dann die Originalmusik eingeführt. Das war am Anfang ganz schlimm. Dann hat sich eine Liebe vor allem zu Rudolf Würthner Kompositionen entwickelt, insbesondere „Variationen über: Komm lieber Mai“ und „Variationen für Akkordeon-Orchester und Schlagwerk“, traumhaft. Aus jüngerer Zeit ist es vor allem die „West Side Story“. Wir waren beim Konzert der Jungen Süddeutschen Philharmonie in Esslingen. Dann haben wir die Noten gesehen. Ich hätte nie geglaubt, dass dieses Stück fürs Orchester und uns Schlagzeuger spielbar ist. Und dann sind wir damit 2016 in Innsbruck Weltmeister geworden. Toll war, zuletzt noch einmal vor ca. 2000 Leuten, internationalem Publikum, das Galakonzert 2019 in Innsbruck gespielt zu haben.
Ein Konzert im Kulturzentrum Baltmannsweiler, zum Abschied meiner aktiven Zeit, muss aber auf jeden Fall noch sein.
Der Dank für über 70 Jahre im „Club“ lässt sich nicht in Worte fassen. Das AOB wünscht für die Zukunft von Herzen Alles Gute.
Im nächsten Beitrag lesen Sie das Interview mit Hildegard Wieland.