Das Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler e.V. (AOB) unter der Leitung von Thomas Bauer und das Ensemble des AOB unter der Leitung von Michael Nille gaben unlängst ein sehr emotionales Konzert in der katholischen Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Baltmannsweiler.
Das Ensemble eröffnete das Konzert mit dem „Concerto a-moll nach Vivaldi“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Michael Nille führte hier durchs Programm. Er übertrug auch das drei-sätzige Orgelwerk auf das Akkordeon-Ensemble. Bach seinerseits hatte Vivaldi‘s „Concerto a-moll für zwei Violinen, Streicher und Basso Continuo“ als Grundlage gedient.
„Es sungen drei Engel einen süßen Gesang“ schrieb Gustav Mahler (1860-1911) ursprünglich für Alt-Stimme, Frauen- und Kinderchor. Letzterer imitiert lustig und keck die Kirchenglocken. Seitdem gibt es eine Vielzahl an Versionen, auch ohne Gesang. Dank der gekonnten Bearbeitung durch Michael Nille klangen die 6 Akkordeons plus Bass und Glockenspiel ebenso wie im Original engelsgleich.
Zum Abschluss des Ensembles erklang wieder Bach: das „Vorspiel zur Ratswahlkantate“. Das festliche Werk zum Ratswechsel in Leipzig aus dem Jahr 1731 erfüllte mit großer Klangfülle den Kirchenraum.
Nach einer kurzen Umbaupause nahm das AOB vor dem Altar Platz. Ab jetzt führte Thomas Bauer durch das Programm. Zum Einstieg erklang das Werk eines einheimischen Komponisten aus Schnait: Friedrich Silcher (1789-1869). Er ist eher durch seine Schulmusik und Lieder (Ännchen von Tharau, Am Brunnen vor dem Tore, Alle Jahre wieder, uvm.) bekannt. Die „Ouvertüre in c-moll“ schrieb er jedoch für großes Orchester, was das AOB beeindruckend umzusetzen wusste.
Zu „Dank sei Dir, Herr“ von Georg Friedrich Händel (1685-1759) zitierte Thomas Bauer die zugehörigen Zeilen dieser „Cantate con strumenti“. In diesem „Lied mit Instrumenten“ heißt es unter anderem: … Herr segne das Glück, segne den Tag, … gib uns Liebe und Treue für alle Zeit“. Wie passend war dieses Werk für das Konzert in der katholischen Kirche in Baltmannsweiler.
Für das „Concerto IV, D-Dur“ von Arcangelo Corelli (1653-1713) gab es eine kleine Umbesetzung. Corelli schrieb mit dieser Komposition eines der ersten „Concerto Grosso“. Hier steht sich eine Gruppe von Solisten dem Orchester gegenüber. Die Solostimmen der Violinen übernahmen Marleen Kary und Heiko Nille am Akkordeon, den Generalbass Dominik Nille und Klaus Millerferli, das Cembalo wurde von Sandra Nille gespielt. Langanhaltender Applaus belohnte alle Musiker für das perfekte und abwechslungsreiche Spiel von Tutti- und Solopassagen, die sich wunderbar abwechselten und ineinander verwoben.
Das zentrale Stück des Abends stammte aus der Akkordeon-Diaspora. Während es bei uns in nahezu jedem Ort ein Akkordeon-Orchester gibt, sieht dies in Großbritannien ganz anders aus. In ganz London gibt es nur ein einziges Orchester. Sein Dirigent Ian Watson *1979) leitet 2022 auch das Bundes-Akkordeon-Orchester, an dem 5 SpielerInnen vom AOB teilnehmen. Ein Vielzahl zeitgenössischer Kompositionen stammt aus der Feder von Watson. So auch „Peace“ welches nach dem Besuch der Normandie als Mahnung an den 2. Weltkrieg entstand. Der Aktualität des russischen Krieges gegen die Ukraine verlieh diesem Werk jedoch eine besondere heutige Bedeutung.
Die „Chaconne“ von Hans Josef Wedig (1898-1978) war ebenso eine Originalkomposition für Akkordeon-Orchester.
Das AOB unter der Leitung von Thomas Bauer beschloss das Konzert mit „Claire de lune“ von Claude Debussy (1862-1918). Es handelt sich hierbei um den 3. Satz aus der „Suite bergamesque“. Diese Klaviersuite zählt zu den bekanntesten Werken des französischen Komponisten und „Im Mondschein“ wurde schon für zahlreiche Besetzungen wie u.a. Sinfonie-Orchester, Big-Band oder Kammer-Ensemble bearbeitet. Das Arrangement von Thomas Bauer zeigte nochmal alles Können des AOB auf. Weiche Tonbildung, fließende Tempi, nuancierte Lautstärken, klangvolle Registrierung und immer wieder die Harmonie zwischen Orchester und seinem Dirigenten.
Der Beifall und die Standing-Ovations ließen erahnen, wie sich das AOB und das Ensemble in die Herzen der Menschen gespielt hatten.
Michael Nille bedankte sich ganz herzlich bei Herrn Pfarrer Robert Aubele für die Möglichkeit, nach langer Durststrecke wieder einmal in der katholischen Kirche ein besondere Konzert durchführen zu können.