„Baltmannsweiler, unendliche Möglichkeiten!
Wir schreiben das Jahr 2023.
Dies ist das Konzert des Akkordeon-Orchesters Baltmannsweiler,
welches mit seiner 36-köpfigen Besetzung unterwegs ist,
neue musikalische Sphären zu erkunden.
Unter dem Kommando von Thomas Bauer
dringt das AOB dabei in Dimensionen vor,
welche Sie – liebes Publikum – nie zuvor gehört haben.“
Ähnlich dramatische Worte kennzeichneten die Titelmelodie von „Raumschiff Enterprise“, mit der das große Orchester des AOB nach der Pause begann. Schon hier zum Auftakt zeigte sich das von Thomas Bauer beeindruckend inszenierte Zusammenspiel aller Klangkörper seines Orchesters: 4-stimmiger Akkordeon-Satz, 3 Bässe, 4 Elektronien, Klavier und 4 Schlagwerker.
Großes musikalisches Kino war die „Sinfonie am Fluss“. Hier stellte das AOB die Stadt Schorndorf, das Remstal und unsere geschichtsträchtige Region mit ihrer dramatischen Entwicklung vor. Der Komponist Michael Wind schrieb dieses Werk über seine Heimatstadt ursprünglich für Sinfonieorchester. Thomas Bauer und das AOB zeigten wieder einmal, welche klangliche Vielfalt mit dem immer noch mit Vorurteilen behafteten Akkordeon möglich ist.
Gemessen am Applaus war die „Sinfonietta Dramatica“ der Höhepunkt des Abends. Stevan Divjakovic verarbeitete hier seine Eindrücke des Balkankriegs der 1990er Jahre. Die Idylle der Landschaft wird durch perkussive Gewehrschüsse zerrissen ehe ein monströser Krieg über allem herein bricht. Kaum nachzuvollziehende Takt- und Rhythmuswechsel in der Musik zeigen auf erschreckende Art und Weise, dass Krieg keinen logischen Gesetzten folgt. Die schönen volkstümlichen Melodien werden hinweg gefegt. Eine zwischenzeitliche Feuerpause gerät zur Gänsehaut erregenden Totenstille. Gerade auch der aktuelle Bezug zum Krieg mitten in Europa machte dieses Werk so emotional spürbar.
Das „James-Bond-Medley“ bildete einen dramatischen Schlussakt. Was das AOB hier auf die imaginäre Leinwand zauberte, war ein grandioser Kraftakt eines Orchesters, welches sich immer wieder in neue musikalische Dimension weiter entwickelt. Der Zusammenhalt alle Spielerinnen und Spieler, mit Michael Nille als Konzertmeister und Thomas Bauer am Dirigat, sind Garant für diese Leistung.
Selbst nach zwei Zugaben und als das Orchester schon halb die Bühne verlassen hatte, applaudierte das Publikum weiter.
Auch das Jugendorchester unter der Leitung von Christine Fischer-Fahs wusste zu überzeugen. Mit großer Spielfreude und beeindruckender Musikalität geriet ihr Auftritt vor der Pause zu einer faszinierenden Ouvertüre in quasi 5 Teilen. Das Publikum war von der ersten Sekunde an begeistert. Es bleibt zu wünschen, dass weiterhin viele junge Menschen den Weg zur Musik und zum Akkordeon-Orchester Baltmannsweiler e.V. finden. Dann braucht man sich um eine noch langjährige Fortführung solch „dramatischer“ Konzerte nicht zu sorgen.